Geschichte des Vereins

Vom Lindich zur Villa Eugenia – zur Geschichte des Kulturvereins


von Margarete Kipp-Lenkeit


Der „Kulturverein Hechingen – Villa Eugenia e. V.“ hat seine Wurzeln im Verein „Kultur auf dem Lindich“, der 1990 gegründet wurde. Der erste Vorsitzende war Dr. Martin Aichele, gefolgt von Prof. Rüdiger von Bruch. Im Jahr 1994 wurde Margarete Kipp-Lenkeit zur Vorsitzenden gewählt. Sitz des Vereins war Schloss Lindich bei Hechingen (1738 bis 1741 erbaut), ein Jagd- und Lustschloss der Fürsten von Hohenzollern-Hechingen, das teils auch als Residenz diente. Zweck des Vereins war die Förderung des kulturellen Lebens dadurch, dass die Anlage Schloss Lindich als kulturelles Denkmal und als Ort mit seiner Ausstrahlung in die umgebende Landschaft erforscht, der Öffentlichkeit bewusst und für die Bevölkerung zugänglich und erlebbar gemacht wird. Dazu dienten Konzerte, Kunstausstellungen, Theateraufführungen und die – geradezu legendären – Feste im Park, die die kulturelle Tradition des Ortes fortsetzten. Daneben war das Sammeln und Aufarbeiten von Dokumenten und Quellen zur Schlossanlage Lindich in Form von Vorträgen, Ausstellungen und Publikationen ein zentrales Anliegen des Vereins. Über ein Jahrzehnt war der Verein überaus rege und bereicherte das kulturelle Leben der Stadt Hechingen und weit darüber hinaus. Auch der Liedermacher Christof Stählin, der auf dem Lindich wohnte, gehörte in dieser Zeit zu den aktiven Mitgliedern des Vereins.


Im Mai 2000 fand das Jubiläumskonzert mit Jochen Brusch (Violine) und Friedemann Treutlein (Cembalo) zum 10-jährigen Bestehen des Vereins im Kuppelsaal des Schlosses statt. Es zeichnete sich bereits ab, dass der Verein auf dem Lindich keine Zukunft haben würde, weil der Veranstaltungsraum, die Remise, nicht mehr verfügbar war. Am 3. Juli 2000 fand das Abschiedskonzert in der Remise statt.


Bereits im September 1997 hatte der Verein „Kultur auf dem Lindich“ zusammen mit Künstlern des Vereins in der Villa Eugenia eine Kunstausstellung aus Anlass des 150. Todestags von Fürstin Eugenie gestaltet. Im Rahmen dieser Ausstellung hielt Dr. Tilman Allert (Universität Tübingen) einen Vortrag zum Thema „Fürstin Eugenie und die Klugheit des Herzens. Die Geschichte einer fürstlichen Erziehung.“ Fürstin Eugenie und Fürst Wilhelm Konstantin, das letzte Hechinger Fürstenpaar, lebte acht Jahre auf Schloss Lindich und zog nach dem Anbau der Seitenflügel in die Villa Eugenia. Deshalb war es für den Verein „Kultur auf dem Lindich“ Auftrag und Ehre zugleich, auch einen Beitrag zu diesem Gedächtnisjahr zu leisten. Unsere Idee, diese Veranstaltungen in der Villa Eugenia abzuhalten, um die historische Verbindung zwischen Schloss Lindich und Villa Eugenia zu unterstreichen, fand offene Ohren beim damaligen Bürgermeister Herrn Weber, den zuständigen Herren in der Stadtverwaltung und Herrn Nonnenmann, dem Leiter des Kulturamts. Somit öffneten sich aus Anlass unserer Gedächnisveranstaltung zum ersten Mal seit langer Zeit die Türen der Villa Eugenia für die Öffentlichkeit.


Auch im folgenden Jahr weckte der Verein „Kultur auf dem Lindich“ die Villa für zwei Veranstaltungen aus ihrem Dornröschenschlaf: Im September 1998 konnten wir die renommierte dänische Blockflötistin Michala Petri für ein Konzert gewinnen, im Oktober musizierte das Sabeth Trio aus Basel in der Rotunde. Die öffentliche Aufmerksamkeit war groß und trug dazu bei, dass eine Diskussion über die Zukunft der Villa Eugenia in Gang kam. Die Stadt Hechingen hatte das Gebäude von der Sigmaringer Linie des Fürstenhauses erworben, und Stadtverwaltung und Gemeinderat erwogen einen Verkauf und eine Privatisierung der Villa. Der Widerstand in der Bevölkerung gegen diese Pläne war groß und führte im Jahr 2001 zur Gründung des „Fördervereins Villa Eugenia e. V.“, der sich die denkmalgerechte Sanierung der Villa zur Aufgabe machte. Am 12. Dezember 2003 begannen offiziell die Sanierungsarbeiten in der Villa Eugenia mit dem Ausbau der Rosette in der Rotunde.


Der Verein „Kultur auf dem Lindich“ war seit Sommer 2000 ohne Veranstaltungsraum und ruhte daher vorübergehend. Im Jahr 2004 hatte der Verein die Möglichkeit, das Foyer des Alten Schlosses in Hechingen, das in der Zwischenzeit renoviert worden war, für drei Veranstaltungen zu nutzen. Auch in den Jahren 2005 und 2006 genossen wir mit 6 Veranstaltungen Gastrecht im Alten Schloss, eine Veranstaltung fand in der evangelischen Johanneskirche statt. Mit diesen Veranstaltungen wollten wir die Erinnerung an unsere erfolgreiche Kulturarbeit wachhalten – der Zuspruch und die Begeisterung unserer Gäste haben uns in diesen schwierigen Jahren ermutigt weiterzuarbeiten.


Die Vorsitzende, Margarete Kipp-Lenkeit, war Gründungsmitglied des „Fördervereins Villa Eugenia“ und engagierte sich von Beginn an im Vorstand des Fördervereins. Sie hatte im Besonderen die spätere Nutzung der Villa als Kultur- und Tagungshaus im Blick und stellte das Nutzungskonzept in einer Sitzung des Gemeinderats vor. Die Idee war, die Aktivitäten des Vereins „Kultur auf dem Lindich“ nach Abschluss der Sanierungsarbeiten in der Villa Eugenia fortzusetzen. Glücklicherweise gelang es, die Mitglieder von dieser Zukunftsperspektive zu überzeugen, so dass im Jahr 2004 der bisherige Verein „Kultur auf dem Lindich“ in „Kulturverein Hechingen – Villa Eugenia e. V.“ umbenannt wurde. Durch diesen Schritt konnte die Förderwürdigkeit, die über die Jahre erarbeitet worden war, erhalten werden.


Im Jahr 2007 fand die offizielle Wiedereröffnung der Villa Eugenia anlässlich des Sommerfestes am 21. Juli statt. Bereits am 22. Juni fand ein Liederabend mit Prof. Andreas Reibenspies (Bariton) und Prof. Eckart Sellheim (Hammerflügel) zur Eröffnung der Konzertreihe „Musik in der Villa“ des Kulturvereins statt. Es war ein Benefizkonzert für den Förderverein. Im Rahmen von Kammermusiktagen folgten drei weitere Konzerte, mit denen wir die Wiedereröffnung feierten. Seit dieser Zeit bereichert der „Kulturverein Hechingen – Villa Eugenia“ das Kulturleben der Stadt Hechingen und weit darüber hinaus mit einem umfangreichen Angebot an Kulturveranstaltungen auf hohem Niveau. Seit 2007 organisierte Christoph Schanze (ab März 2008 als 2. Vorsitzender) zusammen mit Margarete Kipp-Lenkeit die Veranstaltungen des Kulturvereins. Ihm verdanken wir eine enge Kooperation mit der Musikhochschule Trossingen, mit einem Schwerpunkt auf klassischen Konzerten. Eine wichtige Quelle für das Kennenlernen junger Talente war zudem die Veranstaltung zur Verleihung des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg, die jedes Jahr in einem der großen Kulturzentren des Landes stattfindet. Manch junger Künstler, manche noch unbekannte Band wurde dort unmittelbar nach dem Auftritt engagiert. Auf diese Weise konnten von 2007–2021 über 120 Konzerte realisiert werden.


Eine große Herausforderung waren die von der COVID-19-Pandemie bestimmten Jahre 2019 und 2020, in denen Konzerte nur sehr eingeschränkt möglich waren und teilweise wegen des größeren Raumangebots auch in der Johanneskirche oder im Foyer der Stadthalle stattfanden. Mit einem neuen Format, einem Streaming-Konzert mit Clemens Müller, der Beethovens letzte Klaviersonate in c-Moll und eine zeitgenössische Komposition spielte, schenkten wir unseren Gästen und allen Musikliebhabern einen besonderen Musikgenuss. Das Konzert wurde im Januar 2021 in der Rotunde professionell aufgenommen und ist online immer noch verfügbar.


Unsere erfolgreiche Arbeit wäre nicht möglich gewesen ohne die kontinuierliche Unterstützung der Mitglieder, die in der Vergangenheit im Ehrenamt Verantwortung übernommen haben, sei es im Vorstand als 2. Vorsitzende, als Schatzmeister, als Schriftführer oder als Kassenprüfer. Von fundamentaler Wichtigkeit ist, dass uns unsere Mitglieder und Gäste die Treue gehalten haben und weiterhin halten und dass die Stadt Hechingen, der Zollernalbkreis und das Regierungspräsidium Tübingen sowie die LAKS Baden-Württemberg unsere Kulturarbeit mit Fördermitteln unterstützen. Außerdem wird unsere Arbeit getragen von einer guten Kooperation mit dem Förderverein Villa Eugenia.


In der Hauptversammlung am 11. März 2022 erklärte Frau Kipp-Lenkeit Ihren Rücktritt vom Amt der 1. Vorsitzenden. Ihr Ziel, einen entscheidenden Beitrag dazu zu leisten, dass die Villa Eugenia zu einem Kristallisationspunkt für kulturelles Leben in Hechingen und weit darüber hinaus wurde, sah sie erreicht. Ihr langjähriges Engagement wurde von Bürgermeister Philipp Hahn gewürdigt. Ein neues Team stand bereit: Christoph Schanze wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, Clemens Müller übernahm das Amt des 2. Vorsitzenden, Wilhelm Kohler stellte sich als Schatzmeister zur Verfügung, und Angelika Schwendemann war bereit, wie bisher auch als Schriftführerin zu fungieren. Somit ist der Weg für eine Fortsetzung der erfolgreichen Kulturarbeit des „Kulturvereins Hechingen – Villa Eugenia e. V.“ bereitet.

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